Dressurreiter Matthias Rath über Totilas: "Ein Hengst für große Momente"
Dressurreiter Matthias Rath über Totilas: "Ein Hengst für große Momente"
Fürstenwald. Dieses Pferd löst wahre Gefühle aus: Matthias Alexander Rath reitet den oft zum Wunderpferd erhoben Totilas. Am Wochenende war Rath nun zu Gast in Fürstenwald. Wir haben mit dem Dressurreiter gesprochen.
Totilas verkauft? Eine Räuberpistole! Totilas? Räuberpistole? Wie bitte? Matthias Alexander Rath lacht. Hinter dem Gerücht steckt eine Pistolenfirma. Die ist in Österreich beheimatet und gehört der Familie Glock. Glocks sind die neuen Sponsoren der niederländischen Dressur-Equipe und hätten Totilas zu gern für die Holländer zurückgekauft.
Auf Gerüchte und all die negative Kritik, die ihn überrollt, seitdem er den schwarzen Wunderhengst reitet, reagiert Rath überraschend cool. Dass es nach dem Wechsel in den Stall seiner Stiefmutter Ann Kathrin Linsenhoff einen Hype um das Pferd geben würde, war ihm von Anfang an klar. „Dass ich aber jemals mit einem Pferd in nur einem Jahr so viel erleben würde, hätte ich nicht gedacht“, sagt er. Von einem Züchter, der sich Totilas als Deckhengst für seine Stute ansehen wollte und so ergriffen vom Anblick des zauberhaften Pferdes war, dass er noch vor der Pferdebox in die Knie ging und seiner mitgereisten Freundin einen Heiratsantrag machte, erzählt er. Und was er empfunden hat, als hunderte Zuschauer in Wiesbaden im vergangenen Jahr klatschend Spalier standen, während er Totilas zum Transporter führte.
Wer solch ergreifende Erlebnisse hat, weiß auch, wie er mit Neid und Missgunst umgehen muss. „Wir müssen nicht davon leben, wir machen das für uns“, sagt der 27-Jährige selbstbewusst. Die Rollkur, der tief eingestellte Hals, mit dem er Totilas vorletztes Wochenende in Hagen vor seinen zwei Siegen abritt, hat wieder die Kritiker auf den Plan gerufen. Aber, wer Matthias Rath mal beim Reiten anderer Pferde beobachtet, weiß, dass diese Art eigentlich nicht in sein Konzept passt.
„Totilas ist jahrelang auf diese Weise ausgebildet worden“, erläutert er. „Wir haben es zunächst anders versucht, aber das ging nicht.“ Die Olympiateilnahme in London in diesem Sommer ist sein nächstes Ziel. Davor liegen noch die Turniere in Balve und Aachen. Dort wird entschieden, wie die Deutsche Dressur-Equipe bei den Sommerspielen aussehen wird.
Auf die Reitanlage der Familie Pavel in Calden-Fürstenwald hatte die Familie Linsenhoff-Rath einen richtigen Familienausflug gemacht. Rath ritt den großen Fuchs „Dancing Elvis“ in bester Kadenz durchs Viereck und gewann unangefochten sowohl die S-Dressur St. Georg spezial als auch die S-Kür, die er zu rassigen, spanischen Klängen ritt. Stiefmutter Ann Kathrin Linsenhoff ließ ihrer Freude freien Lauf, als Tochter Lieselott- Marie mit ihrem Pony „Prinz“ als Zweite aus ihrer ersten E-Dressur kam.
Raths Freundin Franziska Eisenmann strahlte, denn sie belegte in der S-Kür mit „Don du Roi“ Platz zwei und konnte mit ihrem Matthias Seite an Seite in die Siegerehrung reiten.